Die gemeinsame Pressemitteilung von SPD, CDU und FDP zur Erweiterung des Pflegeheims in Roetgen im Original:
Demografischer Wandel und gesellschaftliche Veränderungen
Der demografische Wandel und die gesellschaftlichen Veränderungen führen zu konkreten Herausforderungen in der Pflege. Die Pflege unserer älteren Mitmenschen ist von hoher Bedeutung und unser aller gesellschaftliche Verantwortung. Dabei gilt es die breite Facette von Pflegeformen zu verstehen und den unterschiedlichen Pflegebedürfnissen älterer Mitmenschen angemessen und bedarfsorientiert zu begegnen.
Pflege im Alter ist daher ein Thema, das für unsere Gesellschaft schon heute eine große Herausforderung bedeutet, und es wird in Anbetracht des prognostizierten demografischen Wandels in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen.
Wünschenswert ist, wenn der Pflegebedürftigkeit möglichst lange in vertrauter Umgebung, mit Unterstützung von Familienmitgliedern, Freunden, Nachbarn und ehrenamtlichen Helfern begegnet werden kann.
Die Aktivierung und Unterstützung von engagierten Bürgerinnen und Bürgern ist von hoher Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und sie alle leisten einen wichtigen Beitrag für unser Gemeinwesen. Die Gemeinde Roetgen hat durch die Bestellung eines ehrenamtlichen Seniorenbeauftragten, durch die Schulung von Seniorenlotsen, durch die Unterstützung des ehrenamtlich organisierten Bürgertreffs und durch die Gründung des ZWAR-Netzwerkes in den letzten zwei Jahren bereits Vieles auf den Weg gebracht. Ideen und Initiativen für ein Leben im Alter in unserer ohnehin schon von starkem ehrenamtlichen Engagement geprägten Gemeinde Roetgen sind stets willkommen.
Die Unterstützungsmöglichkeiten für pflegebedürftige Menschen müssen genauso vielfältig sein wie ihre Bedürfnisse.
Abhängig von dem Maß der Pflegebedürftigkeit ergeben sich für die Betroffenen und deren Angehörige verschiedene Möglichkeiten, z. B. Tagespflege, ambulante Pflege, häusliche Pflege, betreutes Wohnen, Kurzzeitpflege etc.
Leider gibt sehr häufig Situationen, in denen Pflegebedürftige intensive Betreuung benötigen, die ehrenamtliche Helfer, Nachbarn und Familien überfordert und sie sich schweren Herzens für eine professionelle Alternative entscheiden müssen.
Für diese Fälle braucht es ein ganzheitliches vollstationäres Pflegeangebot, das eine Rund-Um-Die-Uhr-Betreuung mit qualifiziertem Personal umfasst, allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Roetgen zur Verfügung steht und Betroffene unterstützt. Aktuell fehlen in Roetgen 26 Plätze in solchen Einrichtungen – so jedenfalls die offizielle Statistik. Berücksichtigt man noch die vielen ortsansässigen Familien, die ihre Eltern im Alter nach Roetgen nachziehen lassen wollen, ist sogar von einem noch höheren Bedarf auszugehen.
Die Folge ist, dass absehbar eine nenneswerte Zahl vollstationär pflegebedürftiger Roetgenerinnen und Roetgener andernorts eine Pflegeinrichtung suchen und in Anspruch nehmen muss. Für die Betroffenen bedeutet dies, dass sie nicht mehr in ihrem Heimatort bleiben können.
Erweiterung des Seniorenzentrums nicht stoppen, sondern Anforderungen anpassen und regelmäßig prüfen.
Und just in dieser Situation fordern Grüne und UWG den Stopp des Bebauungsplanverfahrens für die unumgängliche Erweiterung des Seniorenzentrums in der Jennepeterstraße.
Ein zentraler Kritikpunkt richtet sich gegen die Größe der Gebäude. Hier muss klar gesagt werden, dass es sich bei einem Seniorenzentrum, ähnlich wie bei einer Schule, einem Rathaus oder
einer Turnhalle um ein Sonderbauwerk handelt, das durchaus auch größer und geräumiger sein darf. Darüber hinaus wurde für die Gestaltung von Lage und Ausmaß der Baukörper das städtebauliche
Institut der RWTH Aachen hinzugezogen, die für die Gemeinde Roetgen auch das Konzept zur Ortsentwicklung geschrieben haben. Die Vorschläge der RWTH, insbesondere im Hinblick auf die
Sichtachsen der Gebäude, werden vollständig umgesetzt.
Im Übrigen
Wichtig ist aber auch die zentrale Lage der Pflegeeinrichtung im Ortszentrum von Roetgen, die den Bewohnerinnen und Bewohnern eine fußläufige Anbindung an Cafés, Geschäfte, Kirche und Rathaus ermöglicht. Nur so kann aktive Teilhabe am Leben im Ortszentrum gefördert werden und ist ein eindeutiger Vorteil im Vergleich mit Einrichtungen in vielen anderen Orten.
Ein weiterer Kritikpunkt richtet sich gegen die Gewinnerwartung des Betreibers. Hier dürfen wir uns nichts vormachen und müssen realistisch bleiben. Die Frage der Pflege von alten Menschen bleibt eine v. a. bundespolitische Herausforderung. Es ist gut, dass sich der Bundestag und die Bundesregierung mit dieser Thematik intensiv auseinandersetzt. Dies kann man aus der Positionierung der SPD-Bundestagsfraktion, aber auch an aktuellen Wortbeiträgen des Bundesgesundheitsministers Spahn (CDU) ablesen. Ein unangemessenes Gewinnstreben von Unternehmen und Organisationen, die in der Altenpflege engagiert sind, ist deutlich zu kritisieren.
Unternehmen und Organisationen, die in der Altenpflege aktiv sind, sollen angemessenen Ergebnisse erzielen dürfen. Es muss daher sichergestellt sein, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerecht entlohnt werden und die Herausforderung des Fachkräftemangels in der Pflege aktiv angegangen wird (z. B. durch Anwerbung von Pflegekräften im Ausland). Außerdem müssen überprüfbare Qualitätsstandards eingehalten werden.
Es besteht bundesweit ein Handlungs- und Klärungsbedarf, dem die Bundesregierung gerecht werden muss. Diese Forderungen sollen auch von Roetgen und den hier lebenden Menschen ausgehen.
Aber: Wir können es uns in Roetgen nicht erlauben, aus einer grundsätzlich kritischen Haltung gegenüber der Situation, wie Pflege in Deutschland derzeit aufgestellt ist, auf die Einrichtung dringend benötigter Plätze in der Vollpflege zu verzichten. Dieser Bedarf ist vorhanden und geht über das hinaus, was ehrenamtlich geleistet werden kann.
Hinschauen und Fragen stellen.
Natürlich müssen wir die Situation in Pflegeeinrichtungen im Auge behalten, auf Missstände aufmerksam machen und reagieren. Dies gilt auch völlig unabhängig von der Frage, ob ein Seniorenzentrum einen privaten, gemeinnützigen oder öffentlichen Träger hat. Dies passiert durch Angehörige und Ehrenamtler, aber auch durch die Heimaufsicht. Die Heimaufsicht wird in Roetgen durch die StädteRegion Aachen sichergestellt.
Zum Seniorenzentrum in Roetgen liegen der Heimaufsicht keine Hinweise oder Beschwerden vor. Dies deckt sich auch mit der Rückmeldung, die wir aus dem Heimbeirat des Seniorenzentrums erhalten
haben.
Auch wenn der langjährige Betreiber des Roetgener Seniorenzentrums, das in der Region Aachen aktive Unternehmen „Itertalklinik“, inzwischen der bundesweit agierenden „Alloheim-Gruppe“
angehört, was durchaus kritisch betrachtet werden kann, wollen wir die Arbeit der Itertalklinik immer an den tatsächlichen Verhältnissen bei uns vor Ort festmachen. Dass die durchweg
negativen Aussagen von Grünen und UWG zur Alloheim-Gruppe so pauschal nicht stimmen, kann man allerdings schon bei einem Blick nach Walheim erkennen. Dort wird in einer Einrichtung der
Alloheim-Gruppe, die - ähnlich groß und vielfältig wie in Roetgen geplant – über einen durchaus guten Ruf verfügt.
Ein solch positives Beispiel entbindet uns allerdings auch zukünftig nicht davon hinzuschauen, Missstände aufzudecken und Fragen zu stellen, damit unsere Mitmenschen würdevoll im Alter leben können.